Strecke: 47 km
Übernachtung: Speichersee bei Pezinok
Eigentlich wollen wir mit dem Zug von Kittsee nach Bratislava fahren. In Amsterdam hatten damit sehr gute Erfahrungen gemacht. In Park4Night finden wir aber einen Parkplatz in Bratislava, direkt an der Donau, von dem aus wir in 10 Minuten zu Fuß in der Altstadt sind. Also Planänderung…
Nach dem morgendlichen Yoga und dehnen, gibt es erst einmal Frühstück. Dank großzügig gefüllter TooGoodToGo Boxen von gestern, bekommt jeder eine sehr sehr große Schale Obst. Äpfel, Bananen, Aprikosen, Pfirsiche. Und danach? Noch mehr Obst und ein Brot mit Nutella. Der Kaffee aus unserem kleinen Espresso Kocher darf natürlich nicht fehlen. Seit der letzten Tour haben wir aufgerüstet. Dieses Mal gibt es zusätzlich noch Milchschaum aus dem Handaufschäumer.
Kurz nach 10 starten wir Richtung Bratislava – kommen aber nicht weit. Bereits nach 20 Metern stehen wir vor der Schokladenfabrik, wo unzählige Kunden, Kisten und prall gefüllte Taschen, aus dem Fabrikverkauf schleppen. Neugierig geworden halten wir an. Die Schokladenfabrik Hauswirth ist eine echte Institution am Ort. Neben dem Fabrikverkauf gibt es auch einen Rundgang durch die Fabrik, bei dem wir viel über die Schokladenherstellung und die Geschichte lernen. Und die ganze Zeit haben wir den betörenden Geruch von Schokolade in der Nase! Beim Verlassen der Fabrik, kommen auch wir nicht am Fabrikverkauf vorbei und decken uns mit einem kleinen Vorrat an Leckereien ein.
Nun geht es aber endgültig nach Bratislava. Gemütlich fahren wir auf der Bundesstraße in Richtung slowakische Grenze. Kurz vor der Grenze steigt der Adrenalinspiegel – Mara hat weder Ausweis noch Reisepass dabei! Zum Glück gibt es keine Grenzkontrollen. Und schwups, sind wir in unserem Urlaubsland angekommen. Herzlich Willkommen in der Slowakei!
Gleich hinter der Grenze beginnt das Stadtgebiet von Bratislava. Schon von weitem sehen wir die Burg, das UFO und die Hochhäuser der Vororte. Nach Erzählungen unseres Nachbarn, rechnen wir mit Plattenbauten und Ostalgie pur – das genaue Gegenteil ist der Fall. Bratislava ist eine moderne, wunderschöne Stadt und selbst die Wohnblöcke am Stadtrand sehen irgendwie einladend aus. Der Parkplatz ist schnell gefunden und wir starten über eine der zahlreichen Donaubrücken Richtung Altstadt.
Es geht vorbei an kleinen Läden, Restaurants, niedlichen Cafés, Gallerien und liebevoll restaurierten, historischen Gebäuden. In einer kleinen Buchhandlung stöbern wir uns durch eine Reihe von Coffee-Table-Books – wenn man die doch alle mit nach Hause nehmen könnte. Kurz um eine Ecke gebogen und schon stehen wir vor dem Primatialpalais. Aus der Tourist-Info holen wir uns einen Stadtplan und lassen uns weiter durch die Gässchen treiben. Wir kommen am alten Rathaus vorbei, mit seinem schattigen Innenhof und den Säulenreihen.
In einer kleinen Gasse machen wir Pause. Nur Obst zum Frühstück macht nicht lange satt, so dass wir uns dazu entschließen, etwas größeres zu Essen. Es gibt Kofola und gegrillten Käse für Mara und für mich ein Bier und meinen ersten Gulasch mit Knödeln. Ich vermute, es wird nicht der letzte in diesem Urlaub bleiben.
Gestärkt zieht es uns Richtung Burg. In einer Seitengasse sehen wir einen Baumkuchenladen. Besser gesagt: Wir riechen ihn. Der Zimtgeruch erfüllt die ganze Ecke. Mit unserer Baumkuchen-Tüte in der Hand erklimmen wir den Burgberg. Man merkt deutlich, dass Samstag ist. Immer mehr Touristen sind unterwegs. Bratislava ist eine recht kleine Hauptstadt, so dass uns manche Passanten hier bereits das zweite oder dritte Mal begegnen. Die Aussicht vom Burgberg ist atemberaubend! Richtung Süden, blicken wir auf die träge dahinfließende Donau, die vielen Brücken, das UFO. Nach Osten liegt uns die Altstadt zu Füßen, beherrscht von den Resten der Stadtmauer im Vordergrund. Es ist schwer, sich an der wuseligen Geschäftigkeit der Stadt sattzusehen.
Zurück in den Gassen suchen wir einen Supermarkt. Ein Stadtrundgang macht durstig. Der Supermarkt, den wir finden ist zufälligerweise in der Nähe unseres nächsten Ziels – der großen Synagoge von Bratislava. Leider sind Synagoge und Museum bereits geschlossen. Dafür reiht sich in der Straße ein Fantasy- und Warhammer-Laden an den nächsten. Wir schauen gebannt zu, wie Figuren bemalt und Schlachtfelder aufgebaut werden.
Langsam machen wir uns auf den Rückweg. Bevor wir weiterfahren, wollen wir aber unbedingt noch die alte Markthalle und die Blaue Kirche besichtigen. Für den Markt, sind wir auch ein bisschen zu spät dran. In dem imposanten Gebäude wird bereits abgebaut und aufgeräumt. Wir schlendern über die Galerie. Ein paar Händler haben hier Stände mit gebrauchten Büchern und Schallplatten aufgebaut. Wir verlassen den Markt, queren eine riesige Kreuzung und finden nach einigem Zickzack die wunderschöne Blaue Kirche. Dieses Wahrzeichen ist vor allem bei Instagrammern beliebt – wir sind also nicht allein. Leider können wir die Kirche nicht von innen besichtigen und müssen uns mit ein paar Fotos zufriedengeben.
Zurück am Auto blättern wir durch die Unterlagen, die wir in der Tourist-Info bekommen haben. Nördlich von Bratislava befindet sich ein Gebiet, das Kleine Karpaten genannt wird. Typisch für diese Gegend sind Weinberge, Schlösser, Berge (eher Hügel, bis knapp über 700 hm) und Wälder. Eine der Sehenswürdigkeiten ist eine Burgruine in einem niedlichen Ort namens Svätý Jur – das wird unser nächstes Ziel.
Wir verlassen Bratislava in Richtung Norden. Zuerst durch den wuseligen Verkehr der Innenstadt, bis wir auf einer breiten Ausfallstraße die Vororte erreichen, die dann zu einer breiten, gut ausgebauten Bundesstraße wird. In Svätý Jur angekommen erklimmen wir den im Wald versteckten Berg, auf dem sich die Ruinen des White Stone Castle befinden. Wir werden für die Anstrengung mit einer tollen Aussicht ins Flachland und einigen wirklich schönen Burgresten belohnt.
In Park4Night suchen wir uns einen Platz zum Übernachten. Dieses Mal soll es ein kleiner Speichersee werden. Nach kurzer Fahrt erreichen wir den einsam gelegenen Platz. Bevor wir kochen, geht es aber erst einmal ins kühle Nass. Staub und Schweiß abspülen. Die Seele baumeln lassen.