Strecke: 69 km
Übernachtung: Wanderparkplatz bei Čingov
Neuer Tag, neues Glück. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber es ist trocken und Mara geht es besser. Bevor wir wieder in die ganz großen Abenteuer einsteigen, wollen es heute ruhig angehen lassen. Für die Zeit vor dem Regen planen wir eine kleine Tour aus dem Rother Wanderführer, die uns durch eine Schlucht in der Nähe von Didinky führt. Und wenn der Regen dann doch kommt, wollen wir bereits in die atemberaubende Märchenwelt einer Eishöhle eingetaucht sein.
Wir starten recht früh mit unserer Wanderung und trödeln ausnahmsweise nicht. Die Tour durch die Zejmarská Roklina gleich um die Ecke (Tour 44 aus dem Rother Wanderführer) soll 2,5 Stunden dauern und für Mittag sind Gewitter angesagt. Am Ortseingang von Dedinky halten wir uns links und erreichen über eine kleine Anhöhe den nächsten Ort. Am Eingang zum Nationalpark Slowakisches Paradies ist auch hier eine kleine Hütte aufgebaut, an der wir 1,50 Euro pro Person Eintritt bezahlen. Der wird zum Erhalt des Nationalparks und der ganzen Sicherungen und Anlagen eingesetzt.
Die Schlucht ist viel kürzer als die bisherigen und weniger imposant. Die tiefhängenden Wolken sorgen dafür, dass es gar nicht so recht hell wird im Wald. Heute erleben wir zum ersten Mal, was es bedeutet, wenn es hier geregnet hat. Zwischen den Steinen, im normalerweise trocken gefallenen Bachbett, plätschert und gluckert es. Die kleinen und großen Wasserfälle rauschen. Die Tritte sind nass und glitschig. Neben den Gittern und Seilsicherungen können wir uns auch hier auf gut befestigte Leitern verlassen. Einige davon sind recht steil. Freaky muss sich ziemlich anstrengen.
Am höchsten Punkt unserer Wanderung angekommen bläst uns ein kräftiger Wind um die Ohren. Die Almwiese liegt teilweise im Nebel. Der Abstieg führt uns entlang einer Seilbahntrasse und ist stellenweise nicht ohne – steil und rutschig zwingt er uns zu langsamen Tempo.
In Dedinky angekommen, sehen wir mitten auf dem Hauptplatz einen Kastenwagen stehen. Davor eine kleine Schlange mit Menschen, die offensichtlich gut gefüllte Taschen und Schubkarren (!?) davonschleppen. Es handelt sich um einen fahrenden Obst und Gemüsehändler. Da können wir nicht widerstehen: Pfirsiche, Nektarinen, Pflaumen und auch ein paar Zwiebeln landen in unserer Tüte. Wir können es kaum glauben, als die Verkäuferin nur 4 Euro für die riesige Menge möchte.
Wir sind nach zwei Stunden zurück von einer Wanderung und hatten immer noch kein Kofola! In der Pizzeria Lumaro bestellen wir uns zwei große Gläser. Weil wir schon Hunger haben, bestellen wir auch gleich noch zwei Pizzen. Die sind riesig, wahnsinnig gut belegt und schön knusprig! Beim Essen merkt Mara, dass sie die Wanderung ziemlich angestrengt hat. Sie schafft auch die Pizza nicht – die gibt es dann wohl zum Abendessen.
Wohl genährt geht es zurück zum Wohnmobil. Wir machen eine kurze Pause, trinken unsere Kaffeereste vom Frühstück und ziehen Badesachen an. Bevor es zu Regnen beginnt wollen wir uns noch kurz im See abkühlen und den Schweiß von der Haut waschen.
Aus dem eiskalten Wasser zurück am Auto bekommen wir Besuch von einem kleinen Kind, das mit Freaky spielen möchte. Im Schlepptau Mama und Papa. Wie sich herausstellt sind die drei aus Israel und machen gerade Urlaub in der Slowakei. Sie haben ihre Reise in Budapest begonnen, wo sie sich nach dem Flug aus Israel ein Auto gemietet hatten. Wir unterhalten uns darüber, dass Deutsche und Israelis so reisefreudig sind und man sich überall auf der Welt trifft. Wie toll Israel ist und dass ihnen Europa und die Slowakei sehr gut gefallen. Sie geben uns ein paar Tipps für die Hohe Tatra (es gibt wohl eine sehr gute App für Wanderungen in der Hohen Tatra namens Trails Tatra Mountains [leider nur für Android]) und wir tun dasselbe für Niedere Tatra und Slowakisches Paradies. Als ich erzähle, dass ich auch schon in Israel war, blühen sie richtig auf. Nach einer kleinen Roomtour im chaotischen Wohnmobil verabschieden wir uns mit einem freundlichen „Shalom“, klein Omer ist müde und wird quengelig.
Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg zur Dobšiná Eishöhle. Die Höhle steht auf der UNESCO-Welterbeliste, ist ebenfalls ein absolutes Muss für jeden Slowakei-Besucher und damit auch für uns! Anders als bei normalen Höhlen, sorgt hier jeden Winter die besondere Form der Höhle dafür, dass die Wände durch den Luftzug stark abkühlen. Eindringendes Wasser gefriert an den Wänden und so baut sich Stück für Stück eine dicke Eisschicht im Inneren der Höhle auf.
Noch bevor wir in die Tiefe hinabsteigen, kommt uns am Höhleneingang ein eisiger Wind entgegen – in der Höhle sind nur 3°C, die Tour dauert 30 Minuten und ich bin nur in kurzer Hose und langem Sportshirt unterwegs. Prima. Mara war so schlau, sich etwas Warmes anzuziehen. Was wir nach dem Betreten der Höhle sehen, können wir kaum in Worte fassen. Dickes Eis füllt zwei Hallen und den Hauptgang. Wir erkennen die hölzernen Reste alter Treppen und Stromleitungen im Eis. Wir gehen unter dem Eis von der großen Halle in die kleine. Früher, kurz nach der Entdeckung der Höhle, gab es hier Eis-Parties und die Menschen sind hier unten Schlittschuh gelaufen. Während des zweiten Weltkriegs hat hier sogar die Eishockey Nationalmannschaft trainiert. Wirklich beeindruckend.
Auf dem Weg zum Auto finden wir das erste Kleidungsstück, das wir diesen Urlaub adoptieren. „Was, ihr sammelt alte Klamotten auf? Igitt!“, könnte man jetzt sagen. Für uns hat das mittlerweile schon irgendwie Tradition. Letztes Jahr haben wir in Norwegen zum Beispiel eine wirklich tolle Outdoor-Jacke und eine super kuschelige Mütze als Alpaka-Wolle gefunden. Heute ist es dagegen „nur“ ein vergessener rosa Hoodie israelischen Fabrikats. Groben Dreck abschütteln. In den Kofferraum zum Trocken packen. Daheim waschen. Und schon hat einer von uns ein wunderbares Andenken an eine tolle Tour, sobald er das gute Stück aus dem Schrank holt.
Wieder am Auto entschließen wir uns zu einem letzten kleinen Foto-Abstecher. In Richtung Telgárt und gar nicht weit von der Höhle entfernt, gibt es das Chmarošský Viadukt zu besichtigen. Dort angekommen, machen wir unsere ausgeliehene Drohne startklar – wir hatten gestern sogar extra unser halbes tägliches Datenvolumen für die App geopfert, um heute bereit zu sein. Da die Wiese recht nass ist und wir bis auf eine kleine Drohnen-Runde im Frankreich-Urlaub kaum Flugerfahrung haben, trauen wir uns dann doch nicht, das teure Stück Technik einzusetzen. Fotos mit dem iPhone müssen reichen.
Beim Einpacken schallt plötzlich ein „Euch noch einen schönen Urlaub!“ durch die offene Schiebetür. Ein Pärchen ist schon fast vorbei und ich rufe den beiden hinterher, woher sie kommen. Auch dieses mal entwickelt sich wieder ein sehr nettes Gespräch. Die beiden kommen aus München und machen gerade Urlaub in der Slowakei. Wohl eher einen Burgen- und Städtetrip. Sie erzählen uns von Košice, mit seinen niedlichen Straßen und Kežmarok, mit seiner tollen Burg. Lustigerweise verwenden die beiden durchgängig die deutschen Ortsnamen. Sie sind jetzt die zweite Woche unterwegs. Bis jetzt haben sie in einer Ferienwohnung in der Nähe der Hohen Tatra gewohnt, von wo aus sie Tagesausflüge in Richtung Osten und ungarischer Grenze unternommen haben. Wie wir, haben auch sie bis jetzt kaum Deutsche getroffen – „Da muss man schonmal Servus sagen, wenn man Landsmänner trifft!“.
40 Kilometer trennen uns noch von unserem heutigen Stellplatz, dem Wanderparkplatz in Čingov am östlichen Ende des Nationalparks Slowakisches Paradies. Mit unserer Ankunft haben wir den Nationalpark heute fast einmal komplett umrundet. Als wir ankommen geht Mara gleich ins Bett. Mal sehen, was der morgige Tag bringt…