2022,  Tschechien

Große Velhartice Runde – Sušice – Waldparkplatz bei Albrechtice

Gefahrene Strecke: 27 km

Übernachtung: Waldparkplatz bei Albrechtice

Wir hätten uns gestern doch die Mühe machen und auf Keile fahren sollen. Die Nacht verbringen wir in einem wirklich schiefen Wohnmobil, mit viertelstündlichem Geläut der Kirchenglocken. Anders als daheim, läuten die Glocken in Velhartice die ganze Nacht. Etwas zerknirscht und müde frühstücken wir. Heute planen wir eine lange Tour aus dem Rother Wanderführer, so dass es keine Zeit zu verlieren gilt. Auf der großen Runde um Velhartice (Tour Nummer 6 aus dem Wanderführer) werden wir an vielen lokalen Sehenswürdigkeiten vorbeikommen und dabei jede Menge Natur genießen können.

Wir besuchen das erste Mal einen echten Potraviny. Das sind kleine Dorfläden, die Waren des täglichen Bedarfs führen und fast in jedem Dorf in Tschechien oder der Slowakei zu finden sind. Vielerorts sind die Läden von Ketten übernommen worden (meistens COOP), hier bedient die Chefin aber noch selbst. Wir kaufen Semmeln und Obst, gehen zurück zum Auto und bereiten uns eine Brotzeit für später vor. 

Die Verständigung im Potraviny gelingt Mara mit Zeichensprache

Zunächst geht es auf der Straße einen kleinen Anstieg in Richtung Burg. Die ist in der Gegend recht berühmt und vor allem für die steinerne Bogenbrücke, die die Gebäudeteile miteinander verbindet, bekannt. Als wir die Burg erreichen, ist das Tor noch geschlossen. Wir sind ganz allein und haben die Außenanlagen für uns. Aus dem Tal steigt gerade der Nebel auf und wir sind ganz in unserem Element.

Burg Velhartice ist noch geschlossen als wir ankommen
Die steinerne Bogenbrücke ist das Wahrzeichen der Burg

Der erste Teil der Runde führt uns nun hinab ins Tal des Flüsschens Ostružná, dem wir im Verlauf unserer Wanderung noch öfter begegnen. Wir überqueren kleine Brücken und sehen Felsen am Wegesrand aufragen, die von der Feuchtigkeit der Nacht glänzen. 

Felsen säumen den Wegesrand

Wieder im Ort, verlassen wir diesen sofort wieder. Über verschlungene Pfade kommen wir am alten jüdischen Friedhof der Stadt vorbei. Leider kann der nicht besichtigt werden, aber durch ein kleines Loch in der Mauer erhaschen wir einen Blick.

Alter jüdischer Friedhof von Velhartice

Bis Nemilkov gehen wir ein paar hundert Meter auf der Landstraße, bevor wir im Ort einen Deutsch / Tschechen mit Kehlheimer Kennzeichen treffen, der auf der Suche nach dem alten Renaissance Schloss ist. Genau das suchen wir auch. Anwesen und Schloss sind schnell gefunden und beeindrucken uns sehr. Die alten Gemäuer werden gerade renoviert, aber man kann sich gut den einstigen Prunk und die Schönheit dieses Ortes vorstellen. Hier machen wir eine kurze Pause.

Das Schlösschen von Nemilkov wird aus seinem Dornröschenschlaf geweckt

Wir folgen der Ostružná eine ganze Weile in ihrem Tal. Über einen steilen Anstieg verlassen wir das Flüsschen, bevor wir auf der anderen Seite eines kleinen Sattels wieder ins Tal absteigen. Hier haben wir einen wunderschönen Blick in die Landschaft. Saftige Wiesen, Felder, grüne Seen aus Bäumen in der Landschaft. Der Weg führt durch winzige Weiler, die oft nur aus ein paar Häusern bestehen. Ein kurzer Schreckmoment: Unser Wanderweg wurde vom Bauern kurzerhand in eine Kuhweide verwandelt. Ein stromführender Weidezaun versperrt uns den deutlich markierten Weg und auf der Weide stehen auch noch Kühe. Leider können wir die Stelle nicht umgehen, so dass wir uns Mut fassen, den Draht anheben, drunter durchschlüpfen und die Weide im Eiltempo überqueren. 

Auf der anderen Seite erwartet uns ein steiler Anstieg durch den Wald. Wieder gibt es wunderschöne Aussichten in die Landschaft, wenn sich der Wald öffnet. Langsam reißt der Himmel auf und es wird warm.  In einem verschlafenen Örtchen am Weg, machen wir noch eine Pause.

Landschaft, soweit das Auge reicht

Einen Ort weiter sehen wir einen Mann in seiner Einfahrt unter einem Motorrad liegen. Offensichtlich ist er mit dem schweren Gefährt umgefallen und kann sich nun nicht mehr selbst befreien. Wir verstehen leider nicht was er sagt. Als wir gerade helfen wollen, kommt sein Kumpel aus dem Haus, lacht und stellt das Motorrad wieder auf. Puh, nochmal das ist nochmal gut gegangen.

Bevor es zum großen Finale zurück nach Velhartice geht, dürfen wir etliche Kilometer durch eine wunderschöne Allee mit alten Eichen, durch lichte Waldstücke aber auch über einen komplett zugewachsenen Feldweg wandern. Was für eine herrliche Tour. 

Wunderschöne Eichen

Wir sprechen schon die ganze über den Gulasch, der uns sicher gleich erwarten wird, wenn wir den Parkplatz erreichen. Leider zu früh gefreut. Das Restaurant ist zu und wie uns Google Translate verrät, macht es auch erst am Freitag wieder auf. Auch der COOP im Ort hat bereits geschlossen, so dass wir am Ende wieder im Potraviny von heute Morgen landen, um uns mit leckeren Getränken einzudecken. In Velhartice gibt es auch einen Badesee, den wir unmöglich auslassen können. Wir planschen ein bisschen im Wasser, schwimmen einige Meter und genießen die Sonnenstrahlen. 

Morgen wollen wir uns die Karlsburg ansehen und eine Wanderung in einem wunderschönen Flusstal machen. Um den Tag gut nutzen zu können, fahren wir heute schon einmal in die Nähe. Die Route führt durch die Stadt Sušice. Zunächst gehen wir dort in den Supermarkt, um noch mehr Obst, Brot und vor allem wieder verschiedene lokale Biersorten zu kaufen. Vielleicht bekommen wir ja hier Gulasch? Wir laufen durch die Gässchen des niedlichen Ortes und folgende den Hinweisen von Google Maps – erfolglos und genervt geben wir auf. Kein Gulasch mit Knödeln in Böhmen! 

Marktplatz von Sušice

Wir beschließen gleich zu unserem Stellplatz für die Nacht zu fahren und selbst zu kochen. Der Waldparkplatz befindet sich in der Nähe eines Aussichtsturms. Vielleicht schaffen wir es morgen früh rechtzeitig aufzustehen und den Sonnenaufgang von dort oben zu erleben. 

So lässt es sich aushalten – Stehen mitten in der Natur

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