Strecke: 0 km
Übernachtung: Wanderparkplatz bei Podlesok
Heute wollen wir unsere erste Wandertour im Nationalpark Slowakisches Paradies bestreiten. Auch hier gibt es eine Unmenge von Schluchten, die erkundet werden wollen. Nach dem Studium unseres Rother Wanderführers haben wir uns schon gestern Abend für eine Tour durch das Hornád Tal entschieden – am Talgrund, wollen wir dem Verlauf der Flüsschens folgen; am Höhenweg zurückwandern. Der Hinweg am Morgen folgt Route 53 aus dem Wanderführer; der Weg zurück ist in Route 52 beschrieben.
Wieder ist Regen vorhergesagt, so dass wir die Gunst der Stunde nutzen (= draußen ist es nach dem Aufstehen noch trocken und bewölkt) und nur ein schnelles Frühstück machen. Am kleinen Häuschen am Parkplatz zahlen wir noch die Parkgebühr (5 Euro pro Tag) und den Eintritt in den Nationalpark (1,50 Euro pro Person und Tag). Dann geht es los.
Der Einstieg ins Tal ist schnell gefunden und bereits zu Beginn der Tour sehen wir den ersten Steg aus Eisen. Das besondere an diesem Tal: Der Weg ist über weite Teile mit Ketten, Stahlseiten, Holzleitern und Eisengittern gesichert. Zum Teil sind diese in luftiger Höhe angebracht – Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk sind hier Grundvoraussetzung. Oder gute Krallen: Freaky schlägt sich wacker. Auch sie bezwingt die Eisengitter – manchmal dauert es halt ein bisschen.
Das Naturschauspiel ist beeindruckend. Mal sprudelt das Wasser, mal scheint es in kleinen Teichen fast still zu stehen. Die Sonne scheint immer wieder durchs Blätterdach und Vögel zwitschern. Ab und zu gibt die Vegetation den Blick auf die schroffen Felswände frei. Wir begegnen kaum anderen Wanderern. Eisvögel und Otter, die es hier geben soll, sehen wir leider auch nicht.
Auf dem Hinweg erreichen wir etwa zur Halbzeit eine kleine bewirtschaftete Hütte (die Dinger heißen hier Bufet) und kaufen uns ein Glas Kofola. Eins für beide, wir wollen ja nicht übertreiben. Und weiter geht es. Rauf und runter. Aufpassen ist angesagt. Der Weg im Tal ist zum Teil extrem glitschig und der Fels gibt wenig halt. Er ist durch die vielen Wanderer oft blank gescheuert. Eine schlechte Kombination.
Plötzlich begrüßt uns eine Frau und ihr Lebensgefährte mit „Guten Tag!“. Wie sich herausstellt haben sie gehört, dass wir Deutsch miteinander sprechen. Sie kommt sie aus der Gegend hier, wohnt aber schon seit Ewigkeiten in Starnberg. Und er? Er kommt aus Ortenburg bei Passau! Was für ein Zufall! Die beiden erzählen uns, dass sie schon lange nicht mehr hier waren und eine Taufe zum Anlass für die Wanderung nehmen. Wir sollen auf die Bären achtgeben. Vor allem in der Hohen Tatra haben die sich in der Coronazeit wohl stark vermehrt und belästigen die Einheimischen. Schließlich hatten sie ihre Ruhe und wurden nicht von Wanderern gestört. Und wir sollen auf jeden Fall die größte Burg der Slowakei, Spišský Hrad, gleich um die Ecke, besuchen. Nach der Verabschiedung und vielen guten Wünschen, geht es weiter das Tal hinunter.
Bei der ersten Gelegenheit den Höhenweg zu erreichen trennen wir uns. Ich laufe das Tal noch bis in den nächsten Ort zu Ende, steige dann zum Höhenweg hinauf und beeile mich, schnell wieder bei Mara zu sein. Mara dagegen steigt mit Freaky an Ort und Stelle zum Höhenweg hinauf und sucht sich einen Platz im Schatten zum Pause machen. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir wieder vereint. Mara hat den Blick ins Tal und die beeindruckende Abbruchkante verpasst – ich ein Mittagsschläfchen.
Schaut man von hier oben ins Hinterland, kann man bei gutem Wetter die mächtigen Gipfel der Hohen Tatra sehen. Wir haben heute nicht so viel Glück. In der Ferne sehen wir nur dunkle Gewitterwolken und hören vereinzelten Donner. Schnell auf den Rückweg machen! Den Abstieg ins Tal zur alten Mühle schaffen wir gerade noch und auch den erneuten Aufstieg auf der gegenüberliegen Seite. Oben werden wir aber schnell vom Gewitter eingeholt.
Zuerst sind es nur ein paar kleine Regentropfen. Bald aber gießt es wie aus Eimern und hört und hört nicht auf. Dazu kommt das heftige Gewitter mit Blitz und Donner. Und wir sind ganz oben, am höchsten Punkt des Tals. Jetzt heißt es Beeilung. Wir stapfen immer weiter den Wanderweg entlang. Die hohen Bäume bieten schon lange keinen Schutz mehr. In unseren Stiefeln steht das Wasser. Wir entscheiden uns gegen Regenjacken – die würden jetzt auch nichts mehr bringen. Bis zum warmen Auto sind es noch fast 4 Kilometer und über eine Stunde Marsch.
Auf den Wegen kommen uns mittlerweile Sturzbäche entgegen, die sich mit anderen Sturzbächen vereinen und Tritte und Stufen hinabströmen. Als wir den Wald verlassen, bahnen sich die Wassermassen bereits ihren Weg über die Wiese. Eine Gruppe singender Kinder in Regencapes kommt uns entgegen. Wieder auf der Straße ist überall Wasser. Kleine Seen haben sich gebildet, die überlaufen und in die Bäche abfließen. Wo vor 6 Stunden nur Rinnsale waren, sind jetzt ausgewachsene Gebirgsbäche.
Am Auto angekommen, fahren wir zuerst die Markise ein bisschen aus, um ein trockenes Vordach zum Auswringen unserer Klamotten zu haben (Danke Jochen, für den Tipp!). Mara behält den Überblick und nach und nach schaffen wir es beide in warme trockene Kleidungsstücke. Zur Belohnung gibt es selbst gebackenen Mohnkuchen und Kaffee – den haben wir uns redlich verdient.
Die Sonne kommt bald wieder raus und wir können sehen, wie der Nebel aus den Wäldern vor uns aufsteigt. Heute machen wir nichts mehr und verbringen den Rest des Tages im Auto.