Strecke: 143 km
Übernachtung: Wanderparkplatz bei Podlesok
Heute schlafen wir ein bisschen länger und lassen es ruhig angehen. Auf dem Plan stehen Schlendern durch das Städtchen Liptovský Mikuláš mit einem Abstecher auf den Wochenmarkt (wir brauchen wieder Obst!), der Besuch einer Eishöhle im Demänovská Tal und die Fahrt in Richtung Osten. In Richtung Hohe Tatra und Nationalpark Slowakisches Paradies. Wie immer kommt es anders als wir denken…
Wir fahren zum Parkplatz in Liptovský Mikuláš, den wir bei Park4Night gefunden haben, und machen uns auf den Weg ins niedliche Stadtzentrum. Wie sich gestern bereits angedeutet hat, ist der Himmel heute grau und wolkenverhangen. Die Zeichen stehen auf Gewitter und Regen. Nach einer kurzen Tour durch die Altstadt stehen wir auf dem Wochenmarkt – leider sind heute alle Stände zu. Wir müssen nachher also noch in einen Supermarkt. Vor dem Rathaus angekommen, soll es endlich ein Eis für Mara geben. Das wünscht sie sich schon seit einer Woche.
Vor der nächstbesten Eisdiele stolpern wir, beim Blick in einen Innenhof, über ein vietnamesisches Restaurant. Und irgendwie haben wir auch schon Hunger. Wir setzen uns und studieren die Karte mit Hilfe von Google Translate. Als wir gerade mit dem Essen beginnen, geht ein heftiger Wolkenbruch nieder. Es schüttet wie aus Eimern. Zum Glück sitzen wir unter einem Sonnenschirm und werden nur halb-nass. Hier im Hinterland sind die Preise sehr human – für Vorspeise, Hauptspeise und Getränk zahlen wir 22 Euro. Für uns beide. Und davon sind bereits 1,50 Euro Trinkgeld. Die Portionen sind so groß, dass wir uns noch etwas einpacken lassen.
Als der Regen nachlässt, versuchen wir unser Glück in einer kleinen Eisdiele. Die Auswahl ist riesig! Wir entscheiden uns für Haselnuss + Toffifee und Mohn + Lavendel in der Waffel. Die Kugel für 80 Cent.
Der nächste Halt ist unser alter Freund Kaufland. Lustigerweise gibt es hier viele Produkte in ihren deutschen Verpackungen. Wir decken uns mit Obst, Saft und Bier ein, bevor wir zur Eishöhle aufbrechen. Dazu müssen wir wieder in die Touristenhölle Demänovská Tal fahren. Als wir am Parkplatz ankommen und 9 Euro allein fürs Parken aufgerufen werden, vergeht uns die Lust und wir kehren um.
Nachdem wir gestern kein Glück beim Wasserfassen hatten, versuchen wir es heute noch einmal an einer Shell Tankstelle. Dieses Mal direkt an der Autobahn. Für die Fahrt zur Tankstelle nehmen wir aber nicht den direkten Weg auf der Autobahn, sondern die Landstraße über die Dörfer. Das ist entspannend und wir sehen mehr von Land und Leuten.
Wir halten an einer Burg in einem verschlafenen Örtchen an der Landstraße. Als wir von einer kleinen Runde um die Burg zurückkommen, wartet neben dem Wohnmobil ein Polizeiauto. In dem Moment, in dem wir die Schiebetür öffnen, steigt der Polizist aus und kommt auf uns zu. Prima, die erste Begegnung mit der slowakischen Polizei nach nur einer Woche. In sehr gutem Englisch erklärt uns der Beamte, dass wir auf dem Gras und nicht mehr auf dem Kies des Parkplatzes stehen (!?). Und es in der Slowakei verboten ist, auf dem Gras zu stehen. Und dass er noch einmal Gnade vor Recht ergehen lässt, uns nur verwarnt und wir keine Strafe zahlen müssen. Seltsame Begegnung. Aber nun sind wir wieder etwas schlauer.
An der Shell können wir unser Glück kaum fassen: Es gibt tatsächlich einen frei zugänglichen Wasserhahn, an dem groß das Wort „Voda“ prangt. Leider liegt er so doof, dass unser Schlauch nicht lang genug ist. Wassersack für Wassersack füllen wir bedächtig unseren Tank. Mittlerweile hat der Regen für deutlich Abkühlung gesorgt – aus den 30°C der letzten Tage sind nun 18°C geworden.
Wir geben im Navi unseren nächsten Stopp ein. Ein Parkplatz an einem kleinen See im Nationalpark Slowakisches Paradies soll heute unser Schlafplatz werden. Wieder auf der Autobahn schauen wir überrascht nach links: Da sind ja Berge in den Wolken! Und was für welche. Links von uns liegt der Hauptkamm des Nationalparks Hohe Tatra. Wolkenfetzen versperren uns zwar die Sicht, aber die steilen Gipfel und schroffen Flanken der 2000er sind zu erahnen. Dahin kommen wir auch noch, doch zunächst geht es bei der nächsten Ausfahrt von der Autobahn in Richtung Südosten.
Wir streifen einen Vorort von Poprad, bevor es auf einer steilen Bergstraße schnurstracks durch Wälder und über Gipfel bergauf geht, immer auf unseren Stellplatz zu. Direkt in den Nationalparks ist freistehen strengstens verboten. Leider gibt es rund um die Nationalparks aber auch relativ wenige Plätze zum Übernachten, so dass wir in den nächsten Tagen besonders sorgsam planen müssen.
An einer Kreuzung, noch etwa 20 Minuten von unserem Ziel entfernt, fällt uns ein Wegweiser zu einer Klosterruine auf. Es ist noch hell. Der Tank ist voll. Also folgen wir dem Schild eine einspurige, aber geteerte Straße den Berg hinauf. Serpentine, um Serpentine. Auf einer freien Fläche vermuten wir die Ruine, finden sie aber nicht (wie sich später beim Blättern im Rother Wanderführer herausstellt lagen wir richtig, wir haben nur nicht richtig gesucht).
Umkehren oder weiterfahren? Natürlich weiterfahren. Der Weg zieht sich. Unsere Stimmung kippt. Wir fahren quer durch den Nationalpark und auf dem Navi will einfach kein Ort und keine breite Straße auftauchen.
Nach endloser Fahrt erreichen wir die andere Seite des Bergmassivs. Die Ankunftszeit zu unserem ursprünglichen Ziel ist nun zwei Stunden länger geworden. Um den See zu erreichen, müssten wir entweder umkehren oder den Berg umrunden.
Gleich hinter dem Wald kommen wir an einem kleinen Parkplatz vorbei, auf dem bereits Wohnmobile stehen. Wir halten an, konsultieren Park4Night und stellen fest, dass das genau der Ort ist, von dem aus wir in den nächsten Tagen verschiedene Wanderungen starten wollen. Ende gut, alles gut. Diese Nacht verbringen wir zwar in der Natur, aber zum ersten Mal nicht allein. Wir stehen mit Wohnmobilen aus Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien.