Gefahrene Strecke: 44 km
Übernachtung: Campingwiese Nová Pec
Die Nacht ist kälter als erwartet. Schon als wir gestern Abend ins Bett gehen, sind draußen nur noch 8 Grad. In der Nacht ist die Heizung gut beschäftigt, aber schon gleich nach dem Aufstehen wärmen Sonnenstrahlen das Auto und uns. Lustigerweise ist das Wohnmobil so gut gedämmt, dass es manchmal nach dem Aufstehen drinnen kälter ist als draußen.
Bevor es Frühstück gibt, kaufen wir beim kleinen Protaviny in Borová Lada ein bisschen Brot und ein was zum Knabbern für die Wanderung. Heute gibt es ein weiteres Moor zu sehen, nämlich Chalupská Slat’. Außerdem geht es zum Alpenblick, ein Aussichtspunkt, von dem man bei gutem Wetter bis in die Alpen schauen kann. Wir folgen damit Tour Nummer 22 aus unserem Rother Wanderführer.
Zunächst geht es quer durch Borová Lada und am anderen Ende zum Ort hinaus. Hier folgen wir zunächst der Landstraße. Irgendwie scheint es in Tschechien ganz normal zu sein, dass Wanderwege an Landstraßen entlang verlaufen – auf fast jeder Tour begegnet uns dieses Phänomen. Die Autofahrer scheinen daran gewöhnt zu sein. Sie umfahren uns netterweise meist in großem Bogen, inklusive bremsen und blinken.
Kaum haben wir die Landstraße verlassen, sehen wir bereits die Holzstege, die uns ins Moor führen. Leider ist die Strecke im Moor recht kurz. Dafür stehen wir am Ende des Weges auf einer kleinen Aussichtsplattform, die den Blick auf einen tiefblauen Moorsee freigibt, auf dem sich schwimmende Inseln aus Schilf gebildet haben. Das Wasser ist so glatt, dass sich die Wolken darin spiegeln. Wunderschön! Zurück auf der Straße, wandern wir vorbei an saftigen Wiesen, grünen Hängen und durch kleine Waldstücke. Wir haben dabei das Moor neben uns und die Berge des Böhmerwalds in der Ferne immer im Blick. Die Sonne strahlt uns von einem prachtvollen blauen Himmel ins Gesicht.
Am anderen Ende des Moores erklimmen wir den ersten Anstieg des Tages. Über eine Weide geht es recht steil in den Wald. Hier schlendern wir eine Forststraße entlang; lauschen den Vögeln und dem Wind in den Bäumen. Auf einer Lichtung setzen wir uns auf Baumstämme, essen unsere Brotzeit und schließen für ein paar Minuten die Augen. Entspannung pur. Der Weg führt schnurgerade durch den Wald einen Bergrücken hinauf. In einer Schneise beobachten wir ein paar große Rehe beim äsen. Sie bemerken uns zunächst gar nicht. Dann laufen sie davon.
Über eine wunderschöne Wiese erreichen wir einen kleinen Rastplatz. Den sogenannten Alpenblick. Wir haben heute leider kein Glück und können die Alpen nicht sehen – bestenfalls lässt sich mit viel Fantasie, ganz in der Ferne, in einem kaum sichtbaren Blauton, die Silhouette des Alpenkamms erahnen. Vielleicht sind es aber auch nur Wolken.
Ab hier geht es geradewegs ins Tal. Auf dem Rückweg besuchen wir noch ein Freigehege mit Eulen, bevor es zur Belohnung endlich Kaffee, Kuchen und eine Himbeerlimondae bei Madam Čokoláda gibt. Als wir wieder am Wohnmobil, ist es noch recht früh und wir fühlen uns noch richtig ausgepowert. Wir konsultieren Google Maps, um herauszufinden welche Sehenswürdigkeiten zwischen Borová Lada und unserem morgigen Startpunkt, Nová Pec, liegen. Mara entdeckt auf halbem Weg ein Moor. Das wird unser Zwischenstopp.
Wir packen zusammen, stellen das Navi ein und fahren los. Plötzlich kommen wir an eine Kreuzung auf der Landstraße, die uns sehr bekannt vorkommt. Kann es sein, dass wir bereits soweit in Richtung Moldaustausee gefahren sind, dass wir uns wieder auf bekanntem Terrain befinden? Und tatsächlich. Nach zwei weiteren Kurven sind wir sicher, dass wir gerade auf der Straße nach Horní Plana unterwegs sind. Nach den letzten Tagen in Tschechien, kommt uns die Gegend irgendwie ganz anders vor. Wir blicken mit ganz anderen Augen auf Ortsschilder, Häuser, Menschen und Landschaft – normalerweise fahren wir hier nur durch, um möglichst schnell unser Ziel zu erreichen. Heute sind genau diese Orte unser Ziel.
Bei einem kleinen COOP machen wir Halt und decken uns mit Obst und Brot für morgen ein. Eine Ausfahrt weiter erreichen wir bereits den Wanderparkplatz Soumarský Most. Ohne konkreten Plan brechen wir Richtung Moor auf. Gleich nachdem wir den Bahnübergang überquert haben, stehen wir auf einem relativ großen und wunderschön gelegenen Campingplatz. Der Platz befindet sich zwischen Schleifen der Moldau. Der Fluss ist hier noch recht schmal und nicht mit dem späteren Strom zu vergleichen. Inmitten des Flusslaufs befinden sich Wiesen und Bäume und darauf Zelte und Wohnmobile.
Der Eingang zum Moor ist leider geschlossen. Aktuell werden die Stege erneuert, so dass wir hier erst einmal nicht weiterkommen. Dafür entdecken wir eine weitere Attraktion der Gegend: Überreste von Bunkeranlagen, die die Tschechoslowakei vor dem 2. Weltkrieg gebaut hat, um sich vor einem deutschen Überfall zu schützen. Wir können hier zwei Bunker besichtigen und auf unserer weiteren Wanderung kommen wir an weiteren vorbei.
Da wir das Moor nicht betreten können, entscheiden wir uns den Wanderweg in Richtung Moldau weiter zu folgen. Wir durchqueren den wunderschönen Campingplatz. Gleich dahinter wird der Wanderweg sehr rustikal. Der Weg ist gepflastert mit alten Wurzeln, Bäume stehen wild durcheinander und rechts von uns fließt die Moldau. Wunderschön mäandert sie durch die grünen Auen und lädt immer wieder zum Verharren und Fotografieren ein.
Als wir den zweiten Eingang zum Moor erreichen ist der zwar auch eine Baustelle, aber rebellisch wie wir sind, betreten wir die hier bereits erneuerten Holzstege trotzdem. Wir folgen den Stegen tief ins Moor. Die Arbeiten haben die wunderschöne Landschaft teilweise in eine Mondlandschaft verwandelt. Große Reifen und schwere Fahrzeuge haben die Torflandschaft regelrecht umgepflügt. Am Aussichtsturm im Herzen des Moors machen wir ein paar Fotos und kehren um.
Zurück an der Moldau und auf dem Wanderweg, stellt sich die Frage, ob wir umkehren oder einfach noch weitergehen und das Moor umrunden sollen. Natürlich entscheiden wir uns für den langen Weg. Der Pfad führt durch hüfthohes Gras und ist stellenweise kaum noch zu erkennen. An einer Brücke über die Moldau, die auf einmal aus dem Gras auftaucht, verlieren wir kurz den Weg. Zurück auf dem richtigen Pfad queren wir die Sumpflandschaft auf hölzernen Stegen. Die Natur zeigt sich hier von ihrer schönsten Seite. Unglaublich, dass wir so etwas direkt der Haustür haben.
Die Schatten werden länger. Das Licht der Sonne wird rötlicher und lässt das Gras und die Bäume, vor einem immer noch blauen Himmel, orange strahlen. Wir lassen das Moor hinter uns, folgen einem Radweg und sind bald wieder am Auto. 20 Minuten Fahrt und eine kurze Pause am Geldautomatem später erreichen wir die Campingwiese in Nová Pec. Wie wir vor einem Mit-Camper erfahren, gibt es die auf Park4Night angepriesenen Duschen wirklich. Diese nutzen wir nach dem Essen ausgiebig.